Einleitung
Japanisch (nihongo) ist entgegen aller Gerüchte keine schwierige Sprache. Allerdings unterscheidet sie sich sehr stark von den uns geläufigen lateinischen Sprachen und erschliesst sich uns daher tatsächlich etwas schwieriger. Die grösste Hürde im gesprochenen Japanisch ist sicher der Wortschatz, welcher leider fast zu 100% neu gelernt werden muss. Die Gramatik dagegen ist, bei aller Fremdartigkeit, recht einfach und systematisch. Mir erscheint sie auf jeden Fall erheblich einfacher als die Deutsche, da das Japanisch angenehmerweise weder Kasus, Numerus noch Genus kennt. Besonders das Wegfallen des Kasus (also der Fälle) ist ein Segen, wenn auch die Partikel, welche dessen Funktion weitgehend übernehmen, auch nicht ohne Tücken sind.
Zwei Punkte machen allerdings das Japanisch sehr schwierig: Das eine ist die Schrift. Neben den beiden (schnell erlernten) Silbenalphabeten Hiragana und Katakana (je 46 Zeichen) verwenden die Japaner das chinesische Schriftsystem (Kanjis). In der Schule werden insgesamt 1945 Zeichen gelehrt, wobei in aller Regel mindestens 2 Lesungen (die chinesische und die japanische) existieren.
Zum anderen existieren im Japanischen oft viele verschiedene Arten, ein und dasselbe zu sagen. Diese Arten unterscheiden sich aber in der Stufe der Höflichkeit bzw. werden je nach Situation eingesetzt. Dies ist etwas, was man an einer Schule nur in Ansätzen lernen kann und nur nach einem längeren Japanaufenthalt einigermassen beherrscht werden kann.
Glücklicherweise ist aber beides nicht unbedingt notwendig. Um sich in Japan zu verständigen, sind die Finessen der Sprache nicht notwendig (auch wenn man dann manchmal etwas seltsam klingt, dass ist aber bei einem Ausländer normal) und auch ohne die Schrift lässt sich ganz gut leben: Die wichtigsten Kanjis lernt man schnell und wenn man mal gar nicht mehr weiterkommt, kann man ja immer fragen...
Wortarten
Nomen
Nomen (Hauptwörter) sind im Japanischen unveränderbar. Es gibt
weder einen Numerus (von einigen Ausnahmen abgesehen), einen
Kasus (Fall) oder ein Genus (Geschlecht). Von einigen Nomen
gibt es aber doch eine Art Mehrzahlform. So bedeutet etwa
watashi Ich
, während watashi-tashi
Wir
bedeutet. Es handelt sich aber nicht um eine gramatikalische
Mehrzahlform und solche Wörter sind eine grosse Ausnahme.
Verben
Verben werden im Japanischen wie im Deutschen konjugiert. Alle Verben lassen sich in drei Gruppen unterteilen. Weiss man, zu welcher Gruppe ein Verb gehört, lässt es sich recht einfach konjugieren.
Gruppe I
Dies ist die grösste Gruppe. Sie enthält alle Verben, welche nicht zu II oder III gehören. Endet ein Verb in der Grundform also nicht auf -iru oder -eru, gehört es wahrscheintlich zu dieser Gruppe. Um sie zu konjugieren, ersetzt man das -u (mit welchem alle enden) im Stamm durch ein -i.
Übersetzung | Grundform | masu-Form | te-Form | ta-Form | nai-Form | tai-Form |
---|---|---|---|---|---|---|
sein (Gegenstände) | aru | arimasu | atte | atta | nai *1 | aritai |
gehen | iku | ikimasu | itte | itta | ikanai | ikitai |
trinken | nomu | nomimasu | nonde | nonda | nominai | nomitai |
sprechen | hanasu | hanashimasu | hanashite | hanashita | hanasanai | hanashitai |
(*1) | die nai-Form von aru lautet nai, nicht etwa aranai |
Gruppe II
Die zweitgrösste und einfachste Gruppe ist die zweite. In der Grundform enden diese auf -iru oder -eru wobei es Ausnahmen gibt. Wenn man sie konjugiert, lässt man einfach das -ru weg.
Übersetzung | Grundform | masu-Form | te-Form | ta-Form | nai-Form | tai-Form |
---|---|---|---|---|---|---|
sein (Lebewesen) | iru | imasu | ite | ita | inai | itai |
essen | taberu | tabemasu | tabete | tabeta | tabenai | tabetai |
sehen | miru | mimasu | mite | mita | minai | mitai |
schlafen | neru | nemasu | nete | neta | nenai | netai |
Gruppe III
Die dritte und letzte Gruppe ist die leichteste von allen, enthält sie im wesentlich nur das sehr wichtige Verb suru (machen). Zusätzlich gibt es eine ganze Reihe von Verben welche nach der Form N+suru zusammengesetzt wird. Dies kann mit allen Nomen gemacht werden, welche eine Tätigkeit beschreiben und mit vielen anderen. So kann man etwa ryouri (Gericht) mit suru zusammensetzen und erhält kochen.
Übersetzung | Grundform | masu-Form | te-Form | ta-Form | nai-Form | tai-Form |
---|---|---|---|---|---|---|
machen | suru | shimasu | shite | shita | shinai | shitai |
studieren | benkyou-suru | benkyou-shimasu | benkyou-shite | benkyou-shita | benkyou-shinai | benkyou-shitai |
kommen *1 | kuru | kimasu | kite | kita | konai *2 | kitai |
(*1) | kommen ist das einzige Gruppe III Verb ausser suru |
(*2) | die nai-Form von kuru lautet konai |
Grundform (jishou-kei)
Die Grundform ist die Form eines Verbes, wie sie auch im Wörterbuch, jishou, gefunden wird. Angewendet wird die Grundform immer dann, wenn in der normalen (im Gegensatz zur höflichen) Form gesprochen wird. Weiter wird sie oft in zusammengesetzten Sätzen verwendet. Die Gruppenzugehörigkeit lässt sich in dieser Form leider kaum erkennen, so dass im Wörterbuch normalerweise auch die Gruppe mit aufgeführt wird.
masu-Form (masu-kei)
Die masu-Form ist die höfliche Form der Grundform. In der masu-Form
lässt sich die Gruppe vieler Verben ansehen. Endet es auf
ein i
ist es Gruppe I, auf ein e
Gruppe II und
kimasu und shimasu bilden zusammen die Gruppe III. Es empfiehlt
sich, zuerst die masu-Form zu lernen, da diese eigentlich
immer angewandt werden kann. Die Grundform dagegen nur unter
Bekannten und in einigen weiteren Fällen, ein Fremden gegenüber
wirkt sie dagegen sehr unhöflich.
In der Gruppe I wird sie gebildet, indem man das u
durch
ein i
ersetzt; in der Gruppe II indem man das ru
weglässt und in der Gruppe III indem man beide Veränderungen
nacheinander anwendet:
Verb | Transformation | Resultat | ||
---|---|---|---|---|
nomu | u wird zu i | nomimasu | ||
taberu | ru wird entfernt | tabemasu | ||
suru | ru wird entfernt | su | u wird zu i | shimasu |
te-Form (te-kei)
Dies ist die Verlaubsform, dem englischen -ing
entsprechend.
Die te-Form ist leider in der Gruppe I ein bisschen komplizierter
zu bilden, man muss dazu folgende Tabelle kennen:
masu-Form | te-Form | Beispiel | |
---|---|---|---|
-ki | -ite | kikimasu (hören) | kiite |
-gi | -ide | yogimasu (schwimmen) | yoide |
-mi, -bi | -nde | nomimasu (trinken) | nonde |
-ri, -chi, -ai, -ui, -ii |
tte | arimasu (sein) | atte |
ta-Form (ta-kei)
Diese ist die Vergangenheitsform. Die ta-Form wird ganz einfach
aus der te-Form gebildet, indem das e
durch ein
a
ersetzt wird.
nai-Form (nai-kei)
Die Verneinungsform wird in der Gruppe I gebildet, indem man
das i
der masu-Form durch ein a
ersetzt und
ein nai
angehängt wird:
masu-Form | nai-Form |
---|---|
ikimasu (gehen) | ikanai |
aimasu (treffen, z.B. einen Freund) | awanai *1 |
hanashimasu (sprechen) | hanasanai *2 |
machimasu (warten) | matanai *2 |
(*1) | Bei Doppelvokalen wird das idurch ein waersetzt. |
(*2) | Auch wenn diese Formen auf den ersten
Blick unregelmässig zu sein scheinen, sind sie es nicht.
shiund chisind auf der 50-Lautetafel eigentlich siund ti, welche aber eben als shiund chiausgesprochen werden. Ersetzt man aber das idurch ein awird daraus saund ta. |
tai-Form (tai-kei)
Die tai-Form, die Wunschform, ist ganz einfach: sie entspricht einfach der unveränderten masu-Form. Beachten Sie weiter, dass die tai-Form eines Verbes ein Adjektiv ist!
masu-Form | tai-Form |
---|---|
ikimasu (gehen) | ikitai |
hanashimasu (sprechen) | hanashitai |
aimasu (treffen, z.B. einen Freund) | aitai |
machimasu (warten) | machitai |
Adjektive
Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Adjektiven, den I-Adjektiven
(A) (auch echte Adjektive genannt) und den
Na-Adjektiven (Na). I-Adjektive erkennen
Sie daran, dass sie meist mit einem Doppelvokal enden, wobei
der letztere ein i
ist. Aber passen Sie auf: Ausnahmen
bestätigen auch hier die Regel.
Einige Adjektive:
I-Adjektive | Na-Adjektive |
---|---|
ii (gut) | kirei[na] (schön, für Frauen oder Dinge) |
warui (schlecht) | hansamu[na] (schön, für Männer) |
ookii (gross) | shinsetsu[na] (freundlich) |
chiisai (klein) | genki[na] (gesund) |
atsui (heiss) | shizuka[na] (ruhig) |
samui (kalt) | nigiyaka[na] (laut, lebhaft) |
Adjektive werden, wie im Deutschen, vor das zu bestimmende
Nomen gestellt. Also etwas ii o-tenki (schönes Wetter),
chiisai neko (kleine Katze)
oder shizukana machi (ruhige Stadt).
Es ist zu beachten, dass das -na
des Na-Adjektivs
nur verwendet wird, wenn es einem Nomen vorangestellt ist.
Weggelassen wird es aber in einer Adjektivphrase: kono
machi wa shizuka desu (diese Stadt ist
ruhig).
Wird dagegen ein Verb näher bestimmt, ist Japanisch etwas logischer
als das Deutsche und stellt das Adjektiv ebenfalls direkt
vor das Verb (dies ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig).
Etwa: biiru o takusan nomimashita
([ich] habe viel Bier getrunken
oder genauer eben
[ich] habe Bier viel getrunken
).
Partikel
Die Partikel, von denen es sowohl Wort- als auch Satzpartikel
gibt, übernehmen im Japanischen sowohl die Funktion der deutschen
Fälle, der Präpositionen und gewisser Pronomen (wie etwa
ihm
oder sein
). Grundsätzlich definieren die
Partikel, welche immer nachgestellt werden, die Funktion des
Worts oder Satz im gesamten Satz.
Wortpartikel
Partikel | Funktion | Beispiel | Übersetzung |
---|---|---|---|
wa | Definiert das Satzthema | Watashi wa suisu desu | Ich bin Schweizer |
mo | Definiert ein Satzthema, welches sich wiederholt | Watashi mo suisu desu | Ich bin auch Schweizer |
no | Nähere Bestimmung eines Nomens durch ein zweites | Suisu no tokei | Eine schweizer Uhr |
Besitzangabe | Watashi no tokei | Meine Uhr | |
o | Bezeichnet das direkte Objekt eines Verbes | Sushi o tabemasu | Ich esse Sushi |
ga | Bezeichnet das Subjekt | Sushi ga suki desu | Ich mag Sushi |
ni | Ortsangabe | Tokyo ni Ginza desu | In Tokyo ist die Ginza |
Zeitangabe | Kyou 6-ji ni okimashita | [Ich] bin heute um 6 aufgestanden | |
e | Angabe der Richtung | Nihon e ikimasu | [Ich] gehe nach Japan |
de | Angabe des Hilfsmittels | O-hashi de tabemasu | [Ich] esse mit Stäbchen |
Angabe des Ortes, an dem etwas geschieht | Resutoranto de tabemasu | [Ich] esse im Restaurant | |
to | Vollständige Aufzählung | Sushi to Sashimi suki desu | [Ich] mag Sushi und Sashimi |
Angabe der Person, mit der man etwas macht | Tomodachi to eiga o mimasu | [Ich] schaue mir mit einem Freund einen Film an | |
ya | Unvollständige Aufzählung | Gohan ya o-misoshiru o tabemasu | [Ich] esse Reis und Misosuppe etc. |
kara | Angabe des örtlichen Ursprungs | Suisu kara kimashita | [Ich] bin aus der Schweiz gekommen |
Angabe des zeitlichen Anfangs | Asa kara hatarakimasu | [Ich] arbeite seit dem Morgen | |
made | Angabe des örtlichen Endes | Tokyo made ikimasu | [Ich] gehe bis nach Tokyo |
Angabe des zeitlichen Endes | Ban made hatarakimasu | [Ich] arbeite bis zum Abend | |
made ni | Angabe eines zeitlichen Limits | 9-ji made ni okinakereba narimasen | [Ich] muss bis spätestens um 9 aufstehen |
yori | Angabe eines Vergleichswertes | Tokyo wa Bern yori oukii desu | Tokyo ist grösser als Bern |
Satzpartikel
Partikel | Funktion | Beispiel | Übersetzung |
---|---|---|---|
ka | Definiert den Satz als Frage | Anata no namae wa nan desu ka | Wie lautet Ihr Name? |
ne *1 | Erheischt Zustimmung | Kyou wa samui desu ne | Heute ist es kalt, nicht wahr? |
yo | Überbringt eine, dem Empfänger unbekannte Information | Tokyo-yuki no densha wa 3-bansen desu yo | Der Zug nach Tokyo fährt auf Gleis 3. |
kara | Der Satz ist die Begründung für den nachfolgenden | Byouki desu kara kaisha o yasumimasu | Weil [ich] krank bin, fehle ich in der Firma |
ga demo *2 |
Der nachfolgende Satz ist im Widerspruch zum ersten | Suisu ni Sushi ga takai desu ga, yozu tabemasu | Obwohl Sushi in der Schweiz teuer ist, esse ich es oft |
(*1) | ne wird von den Japanern sehr gern und oft benutzt, etwa wie die Engländer ihr isn't it? |
(*2) | Umgangssprachlich wird demoöfters als gabenutzt |
Desu (Kopula)
Die Kopula desu
dient dazu, Sätze zu bilden wenn kein
Verb vorhanden ist. Sie übernimmt damit grob die Funktion
des Hilfsverbs sein
im Deutschen, ist aber selber kein
Verb. Sie wird also sowohl in Nominal- als auch Adjektivphrasen
benötigt, nicht aber in Verbalphrasen:
Phrasentyp | Beispiel | Übersetzung |
---|---|---|
Nominalphrase | Kore wa sushi desu | Dies ist Sushi |
Verbalphrase | Sushi o tabemasu | [Ich] esse Sushi |
Adjektivphrase | Sushi wa oishii desu | Sushi ist köstlich |
Satzaufbau
Ein einfacher Aussagesatz wird aus einem Satzthema und einer Nominal-(1), Verbal-(2) oder Adjektivphrase(3) aufgebaut:
Phrasentyp | Aufbau | Beispiel | Übersetzung |
---|---|---|---|
Nominal- phrase |
N wa N desu | Watashi wa Alain desu | Mein Name ist Alain |
Verbal- phrase |
N wa V N wa N o V |
Anata wa tabemasu Anata wa sushi o tabemasu |
Sie essen Sie essen Sushi |
Adjektiv- phrase |
N wa A
desu N wa Na desu |
O-tenki wa ii desu Machi wa shizuka desu |
Das Wetter ist schön Die Stadt ist ruhig |
In allen drei Beispielen wird das Partikel wa benutzt,
dem sogenannten Satzthemapartikel. Generell werden alle Partikel
nachgestellt und definieren die Funktion eines Nomens oder
eines Teilsatzes innerhalb des Satzes. Müsste man wa
übersetzen könnte dies mit Was ... betrifft passieren,
so bedeutet etwa watashi wa
Was mich betrifft
.
Weiter kommt das Satzthema immer am Anfang des Satzes.
Danach können weitere Teile eingeschoben werden. So zum Beispiel sushi o, um das Objekt des Verbes tabemasu anzugeben. Andere, in der Tabelle nicht aufgeführte Möglichkeiten wären etwa Zeit- und Ortsangaben, Angaben der Hilfsmittel etc. Die Reihenfolge ist recht frei, es ist aber immer darauf zu achten, dass Zeit- und Ortsangaben am Anfang stehen und dass das direkte Objekt des Verbs nicht vom Verb getrennt wird.
Am Schluss kommt die eigentliche Satzaussage, welche über das
Satzthema gemacht werden soll. Diese kann aus einem Nomen
(N), einem Verb (V) oder
Adjektiv (A oder Na) bestehen.
Am Schluss des Satzes steht immer (von Satzpartikeln abgesehen)
ein Verb oder die Kopula desu
. Letztere ist ein bisschen
schwierig einzustufen, ist sie doch kein Verb, übernimmt aber
im groben die Funktion des deutschen Hilfsverbs sein
.
Verben erkennen lassen sich in der neutral höflichen Form
immer an der Endung -masu
erkennen.
Konjugationen
Im Japanischen werden nicht nur die Verben, sondern auch die Kopula desu und die Adjektive konjugiert. Dabei muss beachtet werden, dass in einer Adjektivphrase mit einem I-Adjektiv (A) das Adjektiv und nicht die Kopula konjugiert wird.
Konjugation der Verben in der neutral höflichen Form
Gegenwart | Vergangenheit | |
---|---|---|
Positiv | tabemasu | tabemashita |
Negativ | tabemasen | tabemasen deshita |
Konjugation der Verben in der einfachen Form
Gegenwart | Vergangenheit | |
---|---|---|
Positiv | taberu (Grundform) | tabeta (ta-Form) |
Negativ | tabenai (nai-Form) | tabenakatta (nai-Form) *1 |
(*1) | Vergleiche dazu auch die Konjugation der I-Adjektive |
Konjugation der Kopula desu
Gegenwart | Vergangenheit | |
---|---|---|
Positiv | desu | deshita |
Negativ | dewa arimasen | dewa arimasen deshita |
Konjugation der I-Adjektive
Gegenwart | Vergangenheit | |
---|---|---|
Positiv | oishii | oishikatta |
Negativ | oishikunai | oishikunakatta |
Zu beachten ist, dass das Japanische nur zwei Zeiten kennt:
Vergangenheit und Nichtvergangenheit. Ein Satz wie watashi
wa tabemasu
kann also sowohl ich esse
als auch
ich werde essen
oder ich bin es gewohnt zu essen
bedeuten. Die genaue Bedeutung muss also immer aus dem Zusammenhang
erkannt werden.
Höflichkeitsformen
Das Japanische unterscheidet zwischen vier Höflichkeitsstufen, von denen gramatikalisch zwei unterscheidbar sind:
- Höfliche Form
- Einfache Form
Innerhalb beider Stufen gibt es weitere Unterscheidungen, welche
sich aber nur durch die Wortwahl bzw. durch die Verwendung
bestimmter Zusätze unterscheiden. So gibt es etwa für Männer
für den Begriff watashi
(Ich) die vier Varianten
watakushi
(extrem höflich), watashi
,
boku
und ore
(ziemlich grob).
Am deutlichsten sieht man die Höflichkeitformen an den Vorsilben
o-
(für japanische Wörter) bzw. go-
(für chinesische Wörter). So heisst zwar Misosuppe misoshiru
und Reis han. Höflicher ist aber o-misoshiru,
während man für Reis immer go-han
verwendet. Auch vom Anhängsel -san
(das unserem
Herr oder Frau entspricht, also geschlechtsneutral ist) gibt
es sowohl die höflichere Form -sama
als auch
das einfachere -kun
(welches aber nur für
Männer benutzt wird).
Die Unterformen sind am Anfang etwas schwer zu lernen, da diese einen guten Wortschatz und ziemlich viel Gespür verlangen. Man kommt aber mit nur zwei Formen recht weit, diese sind einfach zu erlernen und man liegt auf jeden Fall nie komplett daneben.
Höfliche Form
Ein Satz ist immer dann in der höflichen Form, wenn er auf
-masu
oder desu
endet (von ev. Satzpartikeln
abgesehen).
Die höfliche Form ist immer dann angezeigt, wenn man sich mit jemandem unterhält, der
- einem völlig fremd ist
- einem sozial höhergestellt ist (das sind z.B. Chefs, Beamte oder Lehrer)
- einem sozial zwar gleich oder tiefer gestellt ist, den man aber nicht kennt
Die höfliche Form wird auch immer dann verwendet, wenn es sich um einen förmlichen Anlass handelt.
Ist man unsicher empfiehlt sich immer die höfliche Form, da man mit dieser nicht allzufalsch liegen kann. Es ist bedeutend unproblematischer, wenn man im Freundeskreis zu höflich spricht (dies sorgt höchstens für Erheiterung) als wenn man einen Wildfremden in der einfachen Form anspricht (was dann doch ziemlich beleidigend ist). Weiter ist anzumerken, dass die höfliche Form die gramatikalisch einfachere ist.
Einfache Form
Die einfache Form wieder immer dann verwendet, wenn der Gesprächspartner
- einem sozial gleich oder leicht höhergestellt ist, den man aber gut kennt
- innerhalb einer Gruppe, welche sich stark zusammengehörig fühlt (z.B. Kegelverein, Sportklub, Schule)
- einem klar sozial untergeordnet ist (z.B. der Chef zu seinem Angestellten, ein Erwachsener zu einem Kind)
Die einfache Form wird wie folgt gebildet:
Phrasen- typ |
Beispiel höfliche Form |
Transformation | Beispiel einfache Form |
Übersetzung |
---|---|---|---|---|
Nominal- phrase |
Kore wa sushi desu | Desu wird zu da | Kore wa sushi da | Dies ist Sushi |
Kore wa sushi deshita | Desu wird zu datta | Kore wa sushi datta | Dies war Sushi | |
Kore wa sushi dewa arimasen | Desu wird zu dewa nai | Kore wa sushi dewa nai | Dies ist nicht Sushi | |
Kore wa sushi dewa arimasen deshita | Desu wird zu dewa nakatta | Kore wa sushi dewa nakatta | Dies war nicht Sushi | |
Verbal- phrase |
Sushi o tabemasu | Wörterbuchform | Sushi o taberu | [Ich] esse Sushi |
Sushi o tabemashita | ta-Form | Sushi o tabeta | [Ich] ass Sushi | |
Sushi o tabemasen | nai-Form | Sushi o tabenai | [Ich] esse nicht Sushi | |
Sushi o tabemasen deshita | nai-Form + nakatta | Sushi o tabenakatta | [Ich] ass nicht Sushi | |
Adjektiv- phrase |
Sushi wa oishii desu | Desu wird ausgelassen | Sushi wa oishii | [Das] Sushi ist köstlich |
Sushi wa oishikatta desu | Sushi wa oishikatta | [Das] Sushi war köstlich | ||
Sushi wa oishikunai desu | Sushi wa oishikunai | [Das] Sushi ist nicht köstlich | ||
Sushi wa oishikunakatta desu | Sushi wa oishikunakatta | [Das] Sushi war nicht köstlich |
Weiter wird die einfache Form immer in Nebensätzen verwendet. Die höfliche Form wird dagegen immer nur am Ende des Hauptsatzes und nur einmal verwendet.
Frauen- und Männersprache
Frauen und Männer sprechen in Japan unterschiedlich. Viele Wörter werden nur von einem Geschlecht benutzt und auch gewisse Formen sind geschlechtsabhängig.
Die Schrift
Um Japanisch zu lesen und zu schreiben, muss man sowohl je 46 Kanas (Hiragana und Katakana) als auch 1945 Kanjis beherrschen. Hiragana und Katakana sind dabei die einzigen originär japanischen Zeichen, die Kanjis wurden aus China übernommen.
Grundsätzlich (und das ist die schlechte Nachricht) werden
alle Worte mit den entsprechenden Kanjis, nur Endungen, Partikel
sowie Fremdwörter werden mit den einfach erlernbaren Kanas
geschrieben. Im Prinzip liesse sich der Satz Ich fahre
mit dem Shinkansen nach Tokyo
(watashi wa shinkansen
de toukyou e ikimasu) わたしは しんかんせんで
とうきょうへ
いきます schreiben.
Da die japanische Sprache jedoch über sehr vielen gleich gesprochenen,
jedoch unterschiedliche Bedeutung tragenden Worten bzw. Wortbestandteilen
besteht, wäre die Eindeutigkeit nicht gewährleistet. Daher
wird der Satz 私は 新幹線で 東京へ 行きます geschrieben. Da durch die
Verwendung zweier Schriftsysteme die einzelnen Wörter meist
auf den ersten Blick sichtbar sind, werden weiter die
Leerzeichen weggelassen: 私は新幹線で東京へ行きます.
Das ist nicht halb so unübersichtlich, wie es auf den ersten Blick scheint. Natürlich muss man die Kanjis kennen, sobald man sie aber kennt, lässt sich Japanisch ohne grosse Schwierigkeiten und sehr schnell lesen.
Hiragana und Katakana (50 Lautetafel)
Die 50 Lautetafel, welche eigentlich nur 46 Zeichen umfasst (und interessanterweise auch nie 50 hatte), fasst alle Kanas (wie Hiragana und Katakana zusammenfassend genannt werden) in Reihen (Vokale a, i, u, e, o) und Zeilen (Konsonanten k, s, t, n, h, m, y, r, w) zusammen. In der y und w Zeile gibt es Lücken, diese Kanas werden heute nicht mehr benutzt. Da n ist nur aus Platzgründen in der w Zeile, hat aber dort eigentlich nichts verloren.
Hiragana | |||||
---|---|---|---|---|---|
a | i | u | e | o | |
あ a |
い i |
う u |
え e |
お o |
|
k |
か ka |
き ki |
く ku |
け ke |
こ ko |
s |
さ sa |
し shi |
す su |
せ se |
そ so |
t |
た ta |
ち chi |
つ tsu |
て te |
と to |
n |
な na |
に ni |
ぬ nu |
ね ne |
の no |
h |
は ha |
ひ hi |
ふ fu |
へ he |
ほ ho |
m |
ま ma |
み mi |
む mu |
め me |
も mo |
y |
や ya |
- |
ゆ yu |
- |
よ yo |
r |
ら ra |
り ri |
る ru |
れ re |
ろ ro |
w |
わ wa |
- |
ん n |
- |
を wo |
Katakana | |||||
---|---|---|---|---|---|
a | i | u | e | o | |
ア a |
イ i |
ウ u |
エ e |
オ o |
|
k |
カ ka |
キ ki |
ク ku |
ケ ke |
コ ko |
s |
サ sa |
シ shi |
ス su |
セ se |
ソ so |
t |
タ ta |
チ chi |
ツ tsu |
テ te |
ト to |
n |
ナ na |
ニ ni |
ヌ nu |
ネ ne |
ノ no |
h |
ハ ha |
ヒ hi |
フ fu |
ヘ he |
ホ ho |
m |
マ ma |
ミ mi |
ム mu |
メ me |
モ mo |
y |
ヤ ya |
- |
ユ yu |
- |
ヨ yo |
r |
ラ ra |
リ ri |
ル ru |
レ re |
ロ ro |
w |
ワ wa |
- |
ン n |
- |
ヲ wo |
Kanjis
Die Bedeutung von Worten, also ihr Stamm, wird normalerweise immer in Kanjis geschrieben. Kanjis wurden vor rund 1500 Jahren aus China nach Japan importiert, wo dieses Schriftsystem bereits sehr weit entwickelt war und in Japan bis heute im wesentlichen unverändert geblieben ist (Anders in China selber, wo das System besonders unter Mao stark vereinfacht wurde).
Kanjis sehen nur auf den ersten Blick wie unverständliche,
komplizierte Bilder
aus. In Wirklichkeit ist es so,
dass Kanjis, wenn man sich erst einmal ein bisschen mit ihnen
beschäftigt, ein hochinteressantes Schriftsystem bilden, welches
- gemessen an der Zahl der Zeichen - erstaunlich einfach zu
lernen sind und einem logischen, Lernen und Benutzen sehr
erleichterndem System folgen. Wenn man bedenkt, dass sie eine
Geschichte von bald 5000 Jahren in einem der am weitesten
entwickelten Ländern der Erde hinter sich haben, wäre es überheblich
zu glauben, die lateinische Schrift sei der Weisheit letzter
Schluss.
Der Ursprung der Kanjis liegt in einfachen Pictogrammen. Beispiele:
Mund | 口 | kuchi |
Berg | 山 | yama |
Sonne | 日 | hi |
Leider lassen sich nur für eine geringe Anzahl von Begriffen so einfach klare, prägnante Bilder finden. Die Chinesen haben dafür zwei Lösungen gewählt. Erstens kann man die einzelnen Zeichen aus anderen Zeichen zusammensetzen, den sogenannten Radikalen. Diese sind vereinfachte Formen anderer Kanjis, welches zu einem Basiszeichen hinzugefügt werden um neue Bedeutungen zu erhalten:
Mutter | 母 | haha | Da jeder Mensch eine Mutter hat ergibt: Mutter 母 + Mensch 人: |
Jeder | 毎 | mai | Da jedes Wasser ins Meer fliesst, ergibt: Jeder 毎 + Wasser 水 |
Meer | 海 | umi |
Die zweite Methode die Anzahl darstellbarer Wörter zu erhöhen, drängt sich bei einer auf Bildern und Konzepten basierenden Schrift gerade zu auf: Jedes Zeichen trägt nicht nur eine, ganz bestimmte Bedeutung, sondern transportiert eher soetwa wie einen Grundgedanken, eine Idee. Aus dieser ergeben sich dann mehrere, manchmal dutzende von Bedeutungen für ein einzelnes Kanji:
ziehen | 引 | hi | ziehen, anziehen, zurückziehen, verkleinern, Ermässigung, nahe |
Nun ist es natürlich nicht möglich, mit Zeichen, die eine ganze Fülle von Bedeutungen tragen, eindeutig zu schreiben. Um dieses Problem zu lösen, werden die meisten Worte aus zwei oder mehr Kanjis zusammengesetzen, die dann die Bedeutung des Wortes eindeutig machen, etwa:
Ermässigung | 割引 | waribiki | Teilen 割 + Ermässigung 引 |
Gravitation | 引力 | inryoku | Anziehen 引 + Kraft 力 |