Japanisch 101

Ich versuche hier eine kurze Einführung in die japanische Sprache zu geben. Damit können Sie zwar die Sprache nicht lernen, aber doch den Aufbau kennenlernen. Weiter gibt es eine Liste mit nützlichen Wörtern und Sätzen.

Einleitung

Japanisch (nihongo) ist entgegen aller Gerüchte keine schwierige Sprache. Allerdings unterscheidet sie sich sehr stark von den uns geläufigen lateinischen Sprachen und erschliesst sich uns daher tatsächlich etwas schwieriger. Die grösste Hürde im gesprochenen Japanisch ist sicher der Wortschatz, welcher leider fast zu 100% neu gelernt werden muss. Die Gramatik dagegen ist, bei aller Fremdartigkeit, recht einfach und systematisch. Mir erscheint sie auf jeden Fall erheblich einfacher als die Deutsche, da das Japanisch angenehmerweise weder Kasus, Numerus noch Genus kennt. Besonders das Wegfallen des Kasus (also der Fälle) ist ein Segen, wenn auch die Partikel, welche dessen Funktion weitgehend übernehmen, auch nicht ohne Tücken sind.

Zwei Punkte machen allerdings das Japanisch sehr schwierig: Das eine ist die Schrift. Neben den beiden (schnell erlernten) Silbenalphabeten Hiragana und Katakana (je 46 Zeichen) verwenden die Japaner das chinesische Schriftsystem (Kanjis). In der Schule werden insgesamt 1945 Zeichen gelehrt, wobei in aller Regel mindestens 2 Lesungen (die chinesische und die japanische) existieren.

Zum anderen existieren im Japanischen oft viele verschiedene Arten, ein und dasselbe zu sagen. Diese Arten unterscheiden sich aber in der Stufe der Höflichkeit bzw. werden je nach Situation eingesetzt. Dies ist etwas, was man an einer Schule nur in Ansätzen lernen kann und nur nach einem längeren Japanaufenthalt einigermassen beherrscht werden kann.

Glücklicherweise ist aber beides nicht unbedingt notwendig. Um sich in Japan zu verständigen, sind die Finessen der Sprache nicht notwendig (auch wenn man dann manchmal etwas seltsam klingt, dass ist aber bei einem Ausländer normal) und auch ohne die Schrift lässt sich ganz gut leben: Die wichtigsten Kanjis lernt man schnell und wenn man mal gar nicht mehr weiterkommt, kann man ja immer fragen...

Wortarten

Nomen

Nomen (Hauptwörter) sind im Japanischen unveränderbar. Es gibt weder einen Numerus (von einigen Ausnahmen abgesehen), einen Kasus (Fall) oder ein Genus (Geschlecht). Von einigen Nomen gibt es aber doch eine Art Mehrzahlform. So bedeutet etwa watashi Ich, während watashi-tashi Wir bedeutet. Es handelt sich aber nicht um eine gramatikalische Mehrzahlform und solche Wörter sind eine grosse Ausnahme.

Verben

Verben werden im Japanischen wie im Deutschen konjugiert. Alle Verben lassen sich in drei Gruppen unterteilen. Weiss man, zu welcher Gruppe ein Verb gehört, lässt es sich recht einfach konjugieren.

Gruppe I

Dies ist die grösste Gruppe. Sie enthält alle Verben, welche nicht zu II oder III gehören. Endet ein Verb in der Grundform also nicht auf -iru oder -eru, gehört es wahrscheintlich zu dieser Gruppe. Um sie zu konjugieren, ersetzt man das -u (mit welchem alle enden) im Stamm durch ein -i.

Übersetzung Grundform masu-Form te-Form ta-Form nai-Form tai-Form
sein (Gegenstände) aru arimasu atte atta nai *1 aritai
gehen iku ikimasu itte itta ikanai ikitai
trinken nomu nomimasu nonde nonda nominai nomitai
sprechen hanasu hanashimasu hanashite hanashita hanasanai hanashitai
(*1) die nai-Form von aru lautet nai, nicht etwa aranai

Gruppe II

Die zweitgrösste und einfachste Gruppe ist die zweite. In der Grundform enden diese auf -iru oder -eru wobei es Ausnahmen gibt. Wenn man sie konjugiert, lässt man einfach das -ru weg.

Übersetzung Grundform masu-Form te-Form ta-Form nai-Form tai-Form
sein (Lebewesen) iru imasu ite ita inai itai
essen taberu tabemasu tabete tabeta tabenai tabetai
sehen miru mimasu mite mita minai mitai
schlafen neru nemasu nete neta nenai netai

Gruppe III

Die dritte und letzte Gruppe ist die leichteste von allen, enthält sie im wesentlich nur das sehr wichtige Verb suru (machen). Zusätzlich gibt es eine ganze Reihe von Verben welche nach der Form N+suru zusammengesetzt wird. Dies kann mit allen Nomen gemacht werden, welche eine Tätigkeit beschreiben und mit vielen anderen. So kann man etwa ryouri (Gericht) mit suru zusammensetzen und erhält kochen.

Übersetzung Grundform masu-Form te-Form ta-Form nai-Form tai-Form
machen suru shimasu shite shita shinai shitai
studieren benkyou-suru benkyou-shimasu benkyou-shite benkyou-shita benkyou-shinai benkyou-shitai
kommen *1 kuru kimasu kite kita konai *2 kitai
(*1) kommen ist das einzige Gruppe III Verb ausser suru
(*2) die nai-Form von kuru lautet konai

Grundform (jishou-kei)

Die Grundform ist die Form eines Verbes, wie sie auch im Wörterbuch, jishou, gefunden wird. Angewendet wird die Grundform immer dann, wenn in der normalen (im Gegensatz zur höflichen) Form gesprochen wird. Weiter wird sie oft in zusammengesetzten Sätzen verwendet. Die Gruppenzugehörigkeit lässt sich in dieser Form leider kaum erkennen, so dass im Wörterbuch normalerweise auch die Gruppe mit aufgeführt wird.

masu-Form (masu-kei)

Die masu-Form ist die höfliche Form der Grundform. In der masu-Form lässt sich die Gruppe vieler Verben ansehen. Endet es auf ein i ist es Gruppe I, auf ein e Gruppe II und kimasu und shimasu bilden zusammen die Gruppe III. Es empfiehlt sich, zuerst die masu-Form zu lernen, da diese eigentlich immer angewandt werden kann. Die Grundform dagegen nur unter Bekannten und in einigen weiteren Fällen, ein Fremden gegenüber wirkt sie dagegen sehr unhöflich.

In der Gruppe I wird sie gebildet, indem man das u durch ein i ersetzt; in der Gruppe II indem man das ru weglässt und in der Gruppe III indem man beide Veränderungen nacheinander anwendet:

Verb Transformation Resultat
nomu u wird zu i nomimasu
taberu ru wird entfernt tabemasu
suru ru wird entfernt su u wird zu i shimasu

te-Form (te-kei)

Dies ist die Verlaubsform, dem englischen -ing entsprechend. Die te-Form ist leider in der Gruppe I ein bisschen komplizierter zu bilden, man muss dazu folgende Tabelle kennen:

masu-Form te-Form Beispiel
-ki -ite kikimasu (hören) kiite
-gi -ide yogimasu (schwimmen) yoide
-mi, -bi -nde nomimasu (trinken) nonde
-ri, -chi,
-ai, -ui, -ii
tte arimasu (sein) atte

ta-Form (ta-kei)

Diese ist die Vergangenheitsform. Die ta-Form wird ganz einfach aus der te-Form gebildet, indem das e durch ein a ersetzt wird.

nai-Form (nai-kei)

Die Verneinungsform wird in der Gruppe I gebildet, indem man das i der masu-Form durch ein a ersetzt und ein nai angehängt wird:

masu-Form nai-Form
ikimasu (gehen) ikanai
aimasu (treffen, z.B. einen Freund) awanai *1
hanashimasu (sprechen) hanasanai *2
machimasu (warten) matanai *2
(*1) Bei Doppelvokalen wird das i durch ein wa ersetzt.
(*2) Auch wenn diese Formen auf den ersten Blick unregelmässig zu sein scheinen, sind sie es nicht. shi und chi sind auf der 50-Lautetafel eigentlich si und ti, welche aber eben als shi und chi ausgesprochen werden. Ersetzt man aber das i durch ein a wird daraus sa und ta.

tai-Form (tai-kei)

Die tai-Form, die Wunschform, ist ganz einfach: sie entspricht einfach der unveränderten masu-Form. Beachten Sie weiter, dass die tai-Form eines Verbes ein Adjektiv ist!

masu-Form tai-Form
ikimasu (gehen) ikitai
hanashimasu (sprechen) hanashitai
aimasu (treffen, z.B. einen Freund) aitai
machimasu (warten) machitai

Adjektive

Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Adjektiven, den I-Adjektiven (A) (auch echte Adjektive genannt) und den Na-Adjektiven (Na). I-Adjektive erkennen Sie daran, dass sie meist mit einem Doppelvokal enden, wobei der letztere ein i ist. Aber passen Sie auf: Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.

Einige Adjektive:

I-Adjektive Na-Adjektive
ii (gut) kirei[na] (schön, für Frauen oder Dinge)
warui (schlecht) hansamu[na] (schön, für Männer)
ookii (gross) shinsetsu[na] (freundlich)
chiisai (klein) genki[na] (gesund)
atsui (heiss) shizuka[na] (ruhig)
samui (kalt) nigiyaka[na] (laut, lebhaft)

Adjektive werden, wie im Deutschen, vor das zu bestimmende Nomen gestellt. Also etwas ii o-tenki (schönes Wetter), chiisai neko (kleine Katze) oder shizukana machi (ruhige Stadt). Es ist zu beachten, dass das -na des Na-Adjektivs nur verwendet wird, wenn es einem Nomen vorangestellt ist. Weggelassen wird es aber in einer Adjektivphrase: kono machi wa shizuka desu (diese Stadt ist ruhig).

Wird dagegen ein Verb näher bestimmt, ist Japanisch etwas logischer als das Deutsche und stellt das Adjektiv ebenfalls direkt vor das Verb (dies ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig). Etwa: biiru o takusan nomimashita ([ich] habe viel Bier getrunken oder genauer eben [ich] habe Bier viel getrunken).

Partikel

Die Partikel, von denen es sowohl Wort- als auch Satzpartikel gibt, übernehmen im Japanischen sowohl die Funktion der deutschen Fälle, der Präpositionen und gewisser Pronomen (wie etwa ihm oder sein). Grundsätzlich definieren die Partikel, welche immer nachgestellt werden, die Funktion des Worts oder Satz im gesamten Satz.

Wortpartikel

Partikel Funktion Beispiel Übersetzung
wa Definiert das Satzthema Watashi wa suisu desu Ich bin Schweizer
mo Definiert ein Satzthema, welches sich wiederholt Watashi mo suisu desu Ich bin auch Schweizer
no Nähere Bestimmung eines Nomens durch ein zweites Suisu no tokei Eine schweizer Uhr
Besitzangabe Watashi no tokei Meine Uhr
o Bezeichnet das direkte Objekt eines Verbes Sushi o tabemasu Ich esse Sushi
ga Bezeichnet das Subjekt Sushi ga suki desu Ich mag Sushi
ni Ortsangabe Tokyo ni Ginza desu In Tokyo ist die Ginza
Zeitangabe Kyou 6-ji ni okimashita [Ich] bin heute um 6 aufgestanden
e Angabe der Richtung Nihon e ikimasu [Ich] gehe nach Japan
de Angabe des Hilfsmittels O-hashi de tabemasu [Ich] esse mit Stäbchen
Angabe des Ortes, an dem etwas geschieht Resutoranto de tabemasu [Ich] esse im Restaurant
to Vollständige Aufzählung Sushi to Sashimi suki desu [Ich] mag Sushi und Sashimi
Angabe der Person, mit der man etwas macht Tomodachi to eiga o mimasu [Ich] schaue mir mit einem Freund einen Film an
ya Unvollständige Aufzählung Gohan ya o-misoshiru o tabemasu [Ich] esse Reis und Misosuppe etc.
kara Angabe des örtlichen Ursprungs Suisu kara kimashita [Ich] bin aus der Schweiz gekommen
Angabe des zeitlichen Anfangs Asa kara hatarakimasu [Ich] arbeite seit dem Morgen
made Angabe des örtlichen Endes Tokyo made ikimasu [Ich] gehe bis nach Tokyo
Angabe des zeitlichen Endes Ban made hatarakimasu [Ich] arbeite bis zum Abend
made ni Angabe eines zeitlichen Limits 9-ji made ni okinakereba narimasen [Ich] muss bis spätestens um 9 aufstehen
yori Angabe eines Vergleichswertes Tokyo wa Bern yori oukii desu Tokyo ist grösser als Bern

Satzpartikel

Partikel Funktion Beispiel Übersetzung
ka Definiert den Satz als Frage Anata no namae wa nan desu ka Wie lautet Ihr Name?
ne *1 Erheischt Zustimmung Kyou wa samui desu ne Heute ist es kalt, nicht wahr?
yo Überbringt eine, dem Empfänger unbekannte Information Tokyo-yuki no densha wa 3-bansen desu yo Der Zug nach Tokyo fährt auf Gleis 3.
kara Der Satz ist die Begründung für den nachfolgenden Byouki desu kara kaisha o yasumimasu Weil [ich] krank bin, fehle ich in der Firma
ga
demo *2
Der nachfolgende Satz ist im Widerspruch zum ersten Suisu ni Sushi ga takai desu ga, yozu tabemasu Obwohl Sushi in der Schweiz teuer ist, esse ich es oft
(*1) ne wird von den Japanern sehr gern und oft benutzt, etwa wie die Engländer ihr isn't it?
(*2) Umgangssprachlich wird demo öfters als ga benutzt

Desu (Kopula)

Die Kopula desu dient dazu, Sätze zu bilden wenn kein Verb vorhanden ist. Sie übernimmt damit grob die Funktion des Hilfsverbs sein im Deutschen, ist aber selber kein Verb. Sie wird also sowohl in Nominal- als auch Adjektivphrasen benötigt, nicht aber in Verbalphrasen:

Phrasentyp Beispiel Übersetzung
Nominalphrase Kore wa sushi desu Dies ist Sushi
Verbalphrase Sushi o tabemasu [Ich] esse Sushi
Adjektivphrase Sushi wa oishii desu Sushi ist köstlich

Satzaufbau

Ein einfacher Aussagesatz wird aus einem Satzthema und einer Nominal-(1), Verbal-(2) oder Adjektivphrase(3) aufgebaut:

Phrasentyp Aufbau Beispiel Übersetzung
Nominal-
phrase
N wa N desu Watashi wa Alain desu Mein Name ist Alain
Verbal-
phrase
N wa V
N wa N o V
Anata wa tabemasu
Anata wa sushi o tabemasu
Sie essen
Sie essen Sushi
Adjektiv-
phrase
N wa A desu
N wa Na desu
O-tenki wa ii desu
Machi wa shizuka desu
Das Wetter ist schön
Die Stadt ist ruhig

In allen drei Beispielen wird das Partikel wa benutzt, dem sogenannten Satzthemapartikel. Generell werden alle Partikel nachgestellt und definieren die Funktion eines Nomens oder eines Teilsatzes innerhalb des Satzes. Müsste man wa übersetzen könnte dies mit Was ... betrifft passieren, so bedeutet etwa watashi wa Was mich betrifft. Weiter kommt das Satzthema immer am Anfang des Satzes.

Danach können weitere Teile eingeschoben werden. So zum Beispiel sushi o, um das Objekt des Verbes tabemasu anzugeben. Andere, in der Tabelle nicht aufgeführte Möglichkeiten wären etwa Zeit- und Ortsangaben, Angaben der Hilfsmittel etc. Die Reihenfolge ist recht frei, es ist aber immer darauf zu achten, dass Zeit- und Ortsangaben am Anfang stehen und dass das direkte Objekt des Verbs nicht vom Verb getrennt wird.

Am Schluss kommt die eigentliche Satzaussage, welche über das Satzthema gemacht werden soll. Diese kann aus einem Nomen (N), einem Verb (V) oder Adjektiv (A oder Na) bestehen. Am Schluss des Satzes steht immer (von Satzpartikeln abgesehen) ein Verb oder die Kopula desu. Letztere ist ein bisschen schwierig einzustufen, ist sie doch kein Verb, übernimmt aber im groben die Funktion des deutschen Hilfsverbs sein. Verben erkennen lassen sich in der neutral höflichen Form immer an der Endung -masu erkennen.

Konjugationen

Im Japanischen werden nicht nur die Verben, sondern auch die Kopula desu und die Adjektive konjugiert. Dabei muss beachtet werden, dass in einer Adjektivphrase mit einem I-Adjektiv (A) das Adjektiv und nicht die Kopula konjugiert wird.

Konjugation der Verben in der neutral höflichen Form

Gegenwart Vergangenheit
Positiv tabemasu tabemashita
Negativ tabemasen tabemasen deshita

Konjugation der Verben in der einfachen Form

Gegenwart Vergangenheit
Positiv taberu (Grundform) tabeta (ta-Form)
Negativ tabenai (nai-Form) tabenakatta (nai-Form) *1
(*1) Vergleiche dazu auch die Konjugation der I-Adjektive

Konjugation der Kopula desu

Gegenwart Vergangenheit
Positiv desu deshita
Negativ dewa arimasen dewa arimasen deshita

Konjugation der I-Adjektive

Gegenwart Vergangenheit
Positiv oishii oishikatta
Negativ oishikunai oishikunakatta

Zu beachten ist, dass das Japanische nur zwei Zeiten kennt: Vergangenheit und Nichtvergangenheit. Ein Satz wie watashi wa tabemasu kann also sowohl ich esse als auch ich werde essen oder ich bin es gewohnt zu essen bedeuten. Die genaue Bedeutung muss also immer aus dem Zusammenhang erkannt werden.

Höflichkeitsformen

Das Japanische unterscheidet zwischen vier Höflichkeitsstufen, von denen gramatikalisch zwei unterscheidbar sind:

  1. Höfliche Form
  2. Einfache Form

Innerhalb beider Stufen gibt es weitere Unterscheidungen, welche sich aber nur durch die Wortwahl bzw. durch die Verwendung bestimmter Zusätze unterscheiden. So gibt es etwa für Männer für den Begriff watashi (Ich) die vier Varianten watakushi (extrem höflich), watashi, boku und ore (ziemlich grob). Am deutlichsten sieht man die Höflichkeitformen an den Vorsilben o- (für japanische Wörter) bzw. go- (für chinesische Wörter). So heisst zwar Misosuppe misoshiru und Reis han. Höflicher ist aber o-misoshiru, während man für Reis immer go-han verwendet. Auch vom Anhängsel -san (das unserem Herr oder Frau entspricht, also geschlechtsneutral ist) gibt es sowohl die höflichere Form -sama als auch das einfachere -kun (welches aber nur für Männer benutzt wird).

Die Unterformen sind am Anfang etwas schwer zu lernen, da diese einen guten Wortschatz und ziemlich viel Gespür verlangen. Man kommt aber mit nur zwei Formen recht weit, diese sind einfach zu erlernen und man liegt auf jeden Fall nie komplett daneben.

Höfliche Form

Ein Satz ist immer dann in der höflichen Form, wenn er auf -masu oder desu endet (von ev. Satzpartikeln abgesehen).

Die höfliche Form ist immer dann angezeigt, wenn man sich mit jemandem unterhält, der

Die höfliche Form wird auch immer dann verwendet, wenn es sich um einen förmlichen Anlass handelt.

Ist man unsicher empfiehlt sich immer die höfliche Form, da man mit dieser nicht allzufalsch liegen kann. Es ist bedeutend unproblematischer, wenn man im Freundeskreis zu höflich spricht (dies sorgt höchstens für Erheiterung) als wenn man einen Wildfremden in der einfachen Form anspricht (was dann doch ziemlich beleidigend ist). Weiter ist anzumerken, dass die höfliche Form die gramatikalisch einfachere ist.

Einfache Form

Die einfache Form wieder immer dann verwendet, wenn der Gesprächspartner

Die einfache Form wird wie folgt gebildet:

Phrasen-
typ
Beispiel
höfliche Form
Transformation Beispiel
einfache Form
Übersetzung
Nominal-
phrase
Kore wa sushi desu Desu wird zu da Kore wa sushi da Dies ist Sushi
Kore wa sushi deshita Desu wird zu datta Kore wa sushi datta Dies war Sushi
Kore wa sushi dewa arimasen Desu wird zu dewa nai Kore wa sushi dewa nai Dies ist nicht Sushi
Kore wa sushi dewa arimasen deshita Desu wird zu dewa nakatta Kore wa sushi dewa nakatta Dies war nicht Sushi
Verbal-
phrase
Sushi o tabemasu Wörterbuchform Sushi o taberu [Ich] esse Sushi
Sushi o tabemashita ta-Form Sushi o tabeta [Ich] ass Sushi
Sushi o tabemasen nai-Form Sushi o tabenai [Ich] esse nicht Sushi
Sushi o tabemasen deshita nai-Form + nakatta Sushi o tabenakatta [Ich] ass nicht Sushi
Adjektiv-
phrase
Sushi wa oishii desu Desu wird ausgelassen Sushi wa oishii [Das] Sushi ist köstlich
Sushi wa oishikatta desu Sushi wa oishikatta [Das] Sushi war köstlich
Sushi wa oishikunai desu Sushi wa oishikunai [Das] Sushi ist nicht köstlich
Sushi wa oishikunakatta desu Sushi wa oishikunakatta [Das] Sushi war nicht köstlich

Weiter wird die einfache Form immer in Nebensätzen verwendet. Die höfliche Form wird dagegen immer nur am Ende des Hauptsatzes und nur einmal verwendet.

Frauen- und Männersprache

Frauen und Männer sprechen in Japan unterschiedlich. Viele Wörter werden nur von einem Geschlecht benutzt und auch gewisse Formen sind geschlechtsabhängig.

Die Schrift

Um Japanisch zu lesen und zu schreiben, muss man sowohl je 46 Kanas (Hiragana und Katakana) als auch 1945 Kanjis beherrschen. Hiragana und Katakana sind dabei die einzigen originär japanischen Zeichen, die Kanjis wurden aus China übernommen.

Grundsätzlich (und das ist die schlechte Nachricht) werden alle Worte mit den entsprechenden Kanjis, nur Endungen, Partikel sowie Fremdwörter werden mit den einfach erlernbaren Kanas geschrieben. Im Prinzip liesse sich der Satz Ich fahre mit dem Shinkansen nach Tokyo (watashi wa shinkansen de toukyou e ikimasu) わたしは しんかんせんで とうきょうへ いきます schreiben. Da die japanische Sprache jedoch über sehr vielen gleich gesprochenen, jedoch unterschiedliche Bedeutung tragenden Worten bzw. Wortbestandteilen besteht, wäre die Eindeutigkeit nicht gewährleistet. Daher wird der Satz 私は 新幹線で 東京へ 行きます geschrieben. Da durch die Verwendung zweier Schriftsysteme die einzelnen Wörter meist auf den ersten Blick  sichtbar sind, werden weiter die Leerzeichen weggelassen: 私は新幹線で東京へ行きます.

Das ist nicht halb so unübersichtlich, wie es auf den ersten Blick scheint. Natürlich muss man die Kanjis kennen, sobald man sie aber kennt, lässt sich Japanisch ohne grosse Schwierigkeiten und sehr schnell lesen.

Hiragana und Katakana (50 Lautetafel)

Die 50 Lautetafel, welche eigentlich nur 46 Zeichen umfasst (und interessanterweise auch nie 50 hatte), fasst alle Kanas (wie Hiragana und Katakana zusammenfassend genannt werden) in Reihen (Vokale a, i, u, e, o) und Zeilen (Konsonanten k, s, t, n, h, m, y, r, w) zusammen. In der y und  w Zeile gibt es Lücken, diese Kanas werden heute nicht mehr benutzt. Da n ist nur aus Platzgründen in der w Zeile, hat aber dort eigentlich nichts verloren.

Hiragana
  a i u e o
 
a

i

u

e

o
k
ka

ki

ku

ke

ko
s
sa

shi

su

se

so
t
ta

chi

tsu

te

to
n
na

ni

nu

ne

no
h
ha

hi

fu

he

ho
m
ma

mi

mu

me

mo
y
ya
-
yu
-
yo
r
ra

ri

ru

re

ro
w
wa
-
n
-
wo
Katakana
  a i u e o
 
a

i

u

e

o
k
ka

ki

ku

ke

ko
s
sa

shi

su

se

so
t
ta

chi

tsu

te

to
n
na

ni

nu

ne

no
h
ha

hi

fu

he

ho
m
ma

mi

mu

me

mo
y
ya
-
yu
-
yo
r
ra

ri

ru

re

ro
w
wa
-
n
-
wo

Kanjis

Die Bedeutung von Worten, also ihr Stamm, wird normalerweise immer in Kanjis geschrieben. Kanjis wurden vor rund 1500 Jahren aus China nach Japan importiert, wo dieses Schriftsystem bereits sehr weit entwickelt war und in Japan bis heute im wesentlichen unverändert geblieben ist (Anders in China selber, wo das System besonders unter Mao stark vereinfacht wurde).

Kanjis sehen nur auf den ersten Blick wie unverständliche, komplizierte Bilder aus. In Wirklichkeit ist es so, dass Kanjis, wenn man sich erst einmal ein bisschen mit ihnen beschäftigt, ein hochinteressantes Schriftsystem bilden, welches - gemessen an der Zahl der Zeichen - erstaunlich einfach zu lernen sind und einem logischen, Lernen und Benutzen sehr erleichterndem System folgen. Wenn man bedenkt, dass sie eine Geschichte von bald 5000 Jahren in einem der am weitesten entwickelten Ländern der Erde hinter sich haben, wäre es überheblich zu glauben, die lateinische Schrift sei der Weisheit letzter Schluss.

Der Ursprung der Kanjis liegt in einfachen Pictogrammen. Beispiele:

Mund kuchi
Berg yama
Sonne hi

Leider lassen sich nur für eine geringe Anzahl von Begriffen so einfach klare, prägnante Bilder finden. Die Chinesen haben dafür zwei Lösungen gewählt. Erstens kann man die einzelnen Zeichen aus anderen Zeichen zusammensetzen, den sogenannten Radikalen. Diese sind vereinfachte Formen anderer Kanjis, welches zu einem Basiszeichen hinzugefügt werden um neue Bedeutungen zu erhalten:

Mutter haha Da jeder Mensch eine Mutter hat ergibt: Mutter 母 + Mensch 人:
Jeder mai Da jedes Wasser ins Meer fliesst, ergibt: Jeder 毎 + Wasser 水
Meer umi

Die zweite Methode die Anzahl darstellbarer Wörter zu erhöhen, drängt sich bei einer auf Bildern und Konzepten basierenden Schrift gerade zu auf: Jedes Zeichen trägt nicht nur eine, ganz bestimmte Bedeutung, sondern transportiert eher soetwa wie einen Grundgedanken, eine Idee. Aus dieser ergeben sich dann mehrere, manchmal dutzende von Bedeutungen für ein einzelnes Kanji:

ziehen hi ziehen, anziehen, zurückziehen, verkleinern, Ermässigung, nahe

Nun ist es natürlich nicht möglich, mit Zeichen, die eine ganze Fülle von Bedeutungen tragen, eindeutig zu schreiben. Um dieses Problem zu lösen, werden die meisten Worte aus zwei oder mehr Kanjis zusammengesetzen, die dann die Bedeutung des Wortes eindeutig machen, etwa:

Ermässigung 割引 waribiki Teilen 割 + Ermässigung 引
Gravitation 引力 inryoku Anziehen 引 + Kraft 力